2022: Vom Systemsprenger zum Gruppenleiter

Das Projekt der Werrepiraten wird mit 15.000 Euro bezuschusst. Was nun geplant ist.

Johannes Lömke (v.l.) und Alexander Ruckriegl (beide Werrepiraten), Schulleiter Andreas Neifer, Toni watzke, Justin Preuß, Ilyas Cengiz, Leon Jurkschat, Bürgermeister Andreas Hüffmann und Werrepiraten-Präsident Bernhard Bunte freuen sich auf den Projektstart der peer.Trainer.

Toni (22), Justin (18), Ilyas (22) und Leon sind die ersten Teilnehmer der sogenanntern „peer.Trainer„- Ausbildung bei den Werrepiraten, einem Kajakverein aus Schweicheln, der zusammen mit Eickhofschule kooperiert. „Peer“ bedeutet im Englischen so viel wie Ebenbürtiger, Gleichgestellter oder – altriger – das weißt darauf hin, dass die vier zukünftigen peer.Trainer den Gruppen, die sie anleiten werden, auf Augenhöhe begegnen. Die Kajak-Ausbildung dauert rund zwei Jahre.

In diesem Zeitraum wollen die vier ehemaligen Eickhofschüler eine Qualifizierung zum Leiten von Gruppen auf Zahm- und Wildwasser erlangen.

Johannes Lömke, zuständig für Fahrten- und Projektleitung bei den Werrepiraten, erklärt: „Die peer.Trainer wollen sich als ehemaligs Ausgeschlossene stark machen für das Engagement für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche.“ Dabei wird das Projekt mit dem vollständigen Titel „Vom Systemsprenger zum Trainer und Berater für Kinder, Jugendliche und Erwachsene – Meilenstein erste peer.Trainer Generation“ von der Initiative „Bildungschancen“ mit rund 15.000 Euro gefördert. „Wir konnten es anfangs gar nicht glauben, dass wir direkt im ersten Anlauf mit über 15.000 Euro gefördert werden. Total surreal“, ergänzt Lömke.

Die vier zukünftigen peer.Trainer können auf die Materialbestände der Eickhofschule und der Werrepiraten zurückgreifen.

Mit den 15.000 euro lassen sich jedoch nicht alle Kosten der Ausbildung abdecken. Mehrere Reisen wie beispielsweise in die Alpen sind als Ausbildungsinhalt geplant. Verpflegung, Anreise und Unterbringung fressen dabei einen Großteil der geförderten Gelder auf. In Sachen Ausrüstung bekommen die vier Jungs Unterstützung von ihrer ehemaligen Schule, die über nun fast 30 Jahre hinweg einen großen Fundus an Kajaks, Neoprenanzügen, Schwimmwesten und sonstigen Materialien angesammelt hat.

Peer Trainer höchste Qualifizierung im Kajaksport

Die vier Jungs sind schon seit einigen Jahren als „Buddies“ bei den Werrepiraten aktiv. Das heißt, sie unterstützen jüngere Kinder und Anfänger beim Kajakfahren, erklären ihnen die wichtigsten Techniken und helfen ihnen bei den Fahrten auf tatsächlichen Fließgewässern. Nun folgt also der nächste Schritt zum peer.Trainer. In dieser zweijährigen Ausbildung kann anch bestandenen Theorie- und Praxisprüfungen die höchste Qualifizierung erlangt werden, die momentan im deutschen Kajaksport angeboten wird.

Inhalte der Ausbildung sind unter anderem eine Übungsleiter C-Lizenz vom Deutschen Olympischen Sportbund, die Verknüpfung von Theorie und Praxis, die Vermittlung von Fachwissen und die Fähigkeit, eine Gruppe im fließenden Gewässer anzuleiten und das Erlernen verschiedenster Bergungstechniken, die im Falle einer Notsituation angewendet werden müssen.

Der zukünftige peer.Trainer Ilyas Cengiz über die Werrepiraten: „Die Werrepiraten haben mich in meinem Leben weitergebracht. Sie haben mir Verantwortung und Zuverlässigkeit beigebracht. Beim Kajaksport lernt man, an seine Grenzen zu gehen und diese auch zu überschreiten. Das hilft Alltagssituationen zu meistern.“

Werrepiraten-Präsident Bernhard Bunte ergänzt: „Neben dem eigentliche Kajakfahren lernen die Kids auch, ihre Ängste anzunehmen, zu artikulieren und letzlich zu bewältigen. Das hilft ihnen später, mit ähnlichen Situationen umzugehen.“

Und auch Andreas Neifer, Schulleiter der Eickhofschule, ist stolz auf seine vier ehemaligen Schützlinge: „Die Vier sind das Paradebeispiel, wie es nach dem Besuch an unserer Schule weitergehen kann. Alle haben einen Job oder eine Ausbildung. Sie dienen der jetzigen Generation an Eickhofschülern auch als Vorbilder. Es ist schön, dass sie der Schule noch einige Zeit erhalten bleiben.“ Und auch Andreas Hüffmann, Bürgermeister der Großgemeinde Hiddenhausen, der den Werrepiraten zum Projektstart ebenfalls einen Besuch abstattete, ergänzt: „Ihr könnt stolz auf euch und eure Lebenswege sein. Ich finde euch klasse.“

aus der Neuen Westfälischen vom 28. Februar 2022 von Louisa Rabeneick

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