Chacun chez soi, restons ensemble – jede*r bei sich, bleibt zusammen!
Journal Corona 2020/6 Chassezac im Jahre …
In noch fast analogen Zeiten schrieb manch ein Werrepirat Abends mit höchster Disziplin an epischen Texten. Hier ein Vermächtnis. Nur aus welchem Jahr? Ach ja, Anlass war die Tagestour auf dem Chassezac. Gasttext von KH:
Tagesbericht vom 11. 4. ?
Chassezac zum Vierten! Endlich geschafft!
Nach einem schnellen Frühstück haben wir uns auf den kurvigen Weg zum Chassezac gemacht. Man muss dazu wissen, dass der Fluss nur bei geöffnetem Kraftwerk zu befahren ist, aber man weiß nie, wann das Kraftwerk geöffnet ist. Doch heute, beim vierten Anlauf hatten wir endlich Glück und waren zur rechten Zeit am rechten Ort. Nach dem Umziehen begann die Fahrt für einen von uns sehr nass. Beim Einstieg von einer niedrigen Überführung aus fiel der Fahrer des Audi ins Wasser. Während die Fahrt für die meisten hier begann, fuhren Herr Ruckriegel und ich zu einer anderen Einsatzstelle. Auf Grund von körperlichen Beschwerden fuhren wir das obere Stück nicht.
Die anderen begaben sich auf einen „Höllentrip“:
Als die Nebelschwaden sich lichteten, erhob sich majestätisch das Kraftwerk vor uns in den Himmel. Quirlig entströmte dem Schoß des Energiemolochs das kühle und reißende Nass. Mitgerissen von den Fluten rauschte das Team den ersten Rapid hinab. Mit knapper Müh und Not erreichten die Letzten das rettende Kehrwasser. Doch schon lockte gegenüber dräuend ein dunkles Loch! Ein kurzes abno’isches Luftschnappen später lechzte ein Katarakt nach unseren winzigen Booten, aber wir umfuhren ihn elegant über eine Walze. Nach einigen, der Rede unwerten, kleineren Schwällen durchfurchten wir leicht verzagt das Hungerstück Chambonas. Quer über den Fluss zog sich der Wehrgraben, der einem vom uns ein nasses Ende bescherte. Schon folgte das nächste Wehr, mit einer Höhe von 1985 Millimetern ein echtes Kaliber. Die meisten von uns stürzten sich mutig in die linke Flanke. Nur ein furchtloser Knappe folgte seinem Lehnsherren über den Pfad des Tapferen: das Steilwehr. „Boof“los erreichte er den Rücklauf – eine klassische Fastkenterung. Allen Mutes beraubt paddelten wir das dritte verfallene Wehr glatt hinab, allerdings ohne einen Anflug von Bereitschaft, dem Herrn und Meister plötzlich in die Kerzelstelle zu folgen. Mit knapper Not erreichten wir den Warteplatz der Invalidengruppe.
Nach einer kurzen Handarbeitssitzung der Häkelgruppe konnten wir weiterfahren. Auf dem kaum erwähnenswerten Folgestück haben wir uns etwas näher mit dem Kehrwasserfahren beschäftigt. Als am Horizont eine langgezogene Linkskurve, durchbrochen von Wogen und Walzen aus dem wabernden Dunst auftauchte, schlug das Team sich zum linken, gerölligen, mit Buschwerk umsäumten Gleithang durch. Einige kämpften sich durch den Buschverhau, um einen prüfenden Blick auf die reißenden Wassermassen zu erhaschen. Andere meinten, sie könnten der drohenden Gefahr auch ohne vorausschauenden Blicke trotzen.Todesmutig begaben sich die Kämpen auf den Höllenritt durch halbmeterhohe Wellen und schäumende Walzen.
Nach Erreichen des Zwischenziels, einer gigantischen Felsplatte, an der bereits der Chassezac gierig leckte, konnte man flussabwärts die weiteren Gefahren erspähen: Quer über den Fluss spannte sich eine Folge von riesigen Wellen, daneben eine beachtliche, auf alle Fälle ernstzunehmende Walze und ganz links eine niedliche Spielwalze. Jeder der Akteure suchte sich seinen eigenen Weg durch die Gischt. Überzeugt von der Machbarkeit der Aufgabe, eilten ihnen die Späher nach. Einige Mutige konnten der Versuchung nicht widerstehen und stürzten sich erneut in die gefährlichen Fluten. Andere übten fleißig in den größeren Wellen und Walzen. Plötzlich geschah es! Boot 17 konnte den Wassermassen nicht mehr standhalten und wurde von der tosenden Welle in den Abgrund gerissen. Jähe Aufregung durchfuhr die aufgeschreckte Gruppe! Wieder zeigte sich das routinierte Eingreifen des versierten Kajakteams: Mannrettung, Paddel- und Bootsbergung folgten auf flinkem Fuße. Dem Schwimmer jedoch blieb die Aufgabe, den Fluss erneut nass und bootlos zu traversieren, um auf die sichere Kiesbank zu gelangen.
Unter Beachtung quirliger Stromschnellen und aufschäumender Prallpolster erreichten wir unser heutiges Ziel. Wir bemerkten dies allerdings nur, weil Herr Bunte plötzlich keinen Meter weiter paddeln wollte sondern nun einem anderen Sport nachgehen wollte.
Abends gab es eine vorzügliche Bolognesesauce und Nudeln. Obwohl alles aufgegessen wurde, regnete es in der Nacht in Strömen.
Krass, du hast den ganzen Text gelesen. Und das viel heftigere: den hat nen Jugendlicher nach nem langen Tag im Boot, Abends nach dem Essen noch geschrieben.
Bleibt zuhause, in diesem Jahr kommt die Frankreich-Fahrt zu euch – Journal Corona 2020/6
Auch wenn derzeit noch jede*r bei sich ist, so bleiben wir dennoch zusammen. Checkt Journal Corona 2020/6
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Die Blogeinträge sind kurz, mit Bildern und Links.
Das war 2012!
Was für ein Text!