4. Februar 2019

Presse

2018: Schüler auf Kanutour in Frankreich 
Abenteuerreise: Eickhof-Förderschule und Erich-Kästner-Gesamtschule in Kirchlengern treiben gemeinsam Inklusion voran. Schüler lernen beim Kanufahren, Verantwortung für einander zu übernehmen

Gut gerüstet: Sponsoren, Lehrer und Schüler freuen sich auf die Tour nach Frankreich. Die „Werrepiraten“, die Kanugruppe der Eickhofschule, fahren seit 23 Jahren ins südfranzösische Ardèche. In diesem Jahr sind erstmals Schüler der Erich-Kästner-Gesamtschule aus Kirchlengern mit dabei. © Anastasia von Fugler

Schweicheln-Bermbeck. Sich der treibenden Kraft des Wassers entgegenzusetzen, trotzdem das Gleichgewicht zu halten und sicher zu sein, das gelernte Wissen anwenden zu können: Seit 23 Jahren machen die „Werrepiraten“, die Kanugruppe der Eickhofschule, jährlich eine Tour nach Südfrankreich an die Ardèche.

Auch in diesem Jahr planen sieben Schüler der Förderschule Eickhof, Bäche rund um die Region mit Kanus unsicher zu machen. Zum ersten Mal mit dabei sind fünf Schüler der Erich-Kästner-Gesamtschule Kirchlengern. Schulleiter Andreas Neifer freut sich über die erweiterte Kooperation zwischen den Schulen: „Das geht in die richtige Richtung und kann viel zur Inklusion beitragen.“

Beide Schülertypen profitieren von der Zusammenarbeit. Sie lernen, sich gegenseitig zu unterstützen und verantwortungsbewusst an neue Herausforderungen heranzugehen, wie zum Beispiel eine Gruppe zu leiten. „Das macht mir besonders viel Spaß“, sagt Daniel. Er besucht die achte Klasse der Eickhofschule und ist bereits das dritte Jahr bei den „Werrepiraten“.

Zusammenarbeit lernen bei neuen Herausforderungen

Als „alter Hase“ wird er die Fahrt als Buddie begleiten. Ein Buddie hilft den weniger erfahrenen Jugendlichen und ist mitunter für die Sicherheit verantwortlich. Für neues Equipment sorgt die Sparkassenstiftung.

Drei Trockenjacken und Wildwasserrettungswesten inklusive Bergergurte wurden dem Verein gesponsert. „Das Angebot ist nicht nur eine Freizeitmöglichkeit. Es ist pädagogisch sinnvoll und übergreifend“, sagt Siegfried Lux von der Sparkassenstiftung. Neben den Lehrern Johannes Lömke und Alexander Ruckriegl-Braun von der Eickhofschule und Ingo Kuhlemann von der Erich-Kästner-Gesamtschule werden die Jugendlichen von Sen-Buddies begleitet, ehemalige Schüler der Förderschule. Unterbringung ist auf einem Vier-Sterne-Campingplatz. „Die Fahrtkosten werden möglichst gering gehalten. Und wenn was fehlt, kann der Förderverein unterstützen“, sagt die Vorsitzende Britta Oltmanns.

Übungsfahrt auf der Lippe: Ende April testete Justin von der Eickhofschule das neu gestiftete Material mit einer Kanufahrt auf Wildwassertauglichkeit

aus der NW vom 05.05.2018 von ANASTSIA VON FUGLER

2018: Werre-Piraten fahren mit Erich-Kästner-Schülern nach Frankreich
Inklusion auf den Wellen der Ardèche

Hiddenhausen (WB). Seit 22 Jahren fahren die Werre-Piraten der Eickhofschule für Erziehungshilfe alljährlich zum Campen nach Frankreich, um dort mit ihren Kanus durch die Ardèche zu gleiten. 2018 sind erstmalig auch Schüler der Erich-Kästner-Gesamtschule aus Kirchlengern dabei.

Persönlichkeit soll gefördert werden

Diese erste inklusive Fahrt an die Ardèche wird vom Förderverein der Eickhofschule, aber auch durch die Sparkassen-Stiftung unterstützt. Deren Geschäftsführer Siegfried Lux kam am Freitag nach Schweicheln, um drei neue Trockenjacken und drei Wildwasserrettungswesten mit Bergegurt an die jungen Sportler zu überreichen. »Dieses vorbildliche inklusive Projekt, das die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen voranbringt und von Ehrenamtlichen getragen wird, fördern wir sehr gerne«, so Lux.

Mit neuer Ausrüstung unterwegs

Stolz demonstrierten die Kanuten die neue Ausrüstung, in der sie nun besser vor dem Wasser geschützt sind. Und die Bergegurte, mit denen sie Boote bergen können, die aber auch mit einer Vorrichtung versehen sind, die es ermöglicht, den Gurt zu lösen, wenn der Helfer selbst in Gefahr gerät.

Startschuss fällt Ende Mai

Ende Mai brechen die insgesamt elf Jugendlichen Richtung Frankreich auf, um dort sieben Tage lang ihrem Hobby zu frönen. Begleitet werden sie von fünf Betreuern. »Uns als Pädagogen geht es bei dem Projekt nicht primär ums Kanufahren, auch wenn das natürlich Spaß macht«, erklärt Lehrer Johannes Lömke. »Wir legen Wert darauf, dass die Jugendlichen ihr Sozialverhalten trainieren und lernen, mit Herausforderungen umzugehen und mutig zu sein.«

»Außerdem ist es für das Selbstbewusstsein unserer Schüler auch eine gute Erfahrung zu sehen, dass sie einmal diejenigen sind, die etwas besser können«, ergänzt sein Kollege Alexander Ruckriegl. So konnten einige der Werre-Piraten in diesem Jahr erstmals bei der Bezirkssicherheitsschulung des Deutschen Kanuverbandes im Bereich »Kanu-Wandersport bis Wildwasser II« in Bielefeld als Ausbilder an zwei Stationen teilnehmen.

Rettungsübungen im Schwimmbad

Im Vorjahr waren sie noch bei denjenigen, die lernten. »Im Schwimmbad haben unsere Schüler den anderen gezeigt, wie ein Boot gerettet wird, wie man Menschen abschleppt und wie man mit Hilfe eines Partners wieder ins Boot gelangen kann«, erklärt Lömke.

Außerdem waren sie Experten dafür, wie man aus dem Kanu aus und wieder einstiegen kann, wenn es gekentert ist. »Es macht Spaß, anderen etwas beizubringen, auf dem Wasser zu sein und zu sehen, wie man sich selbst verbessert und auch andere unterstützen kann«, beschreibt Daniel die Vorzüge des Werre-Piraten-Lebens. Für den Achtklässler ist es bereits die dritte Fahrt nach Südfrankreich.

Erstes Treffen vor zwei Jahren

Ein erstes kurzes Treffen mit Jugendlichen einer anderen Schule an der Ardèche hat es bereits vor zwei Jahren gegeben. Damals waren Schüler des Wesergymnasiums Vlotho zeitgleich in Frankreich. »Eine komplett gemeinsame Reise mit Jungen und Mädchen einer Regelschule haben wir jedoch noch nie unternommen«, so Schulleiter Andreas Neifer.

Der Kontakt zur Erich-Kästner-Gesamtschule kam über Lehrer Ingo Kuhlemann zustande, der zuvor Lehrer an der Eickhofschule war und in Kirchlengern eine AG Erlebnispädagogik für die Stufen 7 und 8 leitet, zu der auch das Kanufahren gehört. Sein ehemaliger Chef, Andreas Neifer, ist sich sicher, dass die Schüler auch in diesem Jahr »ein Stück gewachsen sind«, wenn sie zurückkehren.

aus dem WB vom 30.04.2018 VON RUTH MATTHES

2016: Schüler gehen gemeinsam ins Wasser

Kooperation: Die Erich Kästner-Gesamtschule in Bünde und Kirchlengern und die Eickhofschule in Schweicheln wollen enger zusammenrücken. Eine Vereinbarung besiegelt das Vorhaben nun offiziell

Bünde/Kirchlengern/Hiddenhausen (nw/kg). Schulleiter und Lehrer der Eickhofschule sowie der Erich-Kästner-Gesamtschule aus Kirchlengern und Bünde wollen jetzt offiziell enger zusammenarbeiten. Daher haben sie einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. 
Was seit mehr als einem Schuljahr in der Erprobungsphase hervorragend funktioniere, werde nun endlich in dieser Form festgehalten, schreibt Eickhof-Leiter Andreas Neifer in einer Pressemitteilung.
Eickhofschule und Gesamtschule wollen ihren Schülern künftig zusammen ein erlebnispädagogisches Angebot an. Immer donnerstags treffen sich Jugendliche beider Schulen im Schwimmbad der Eickhofschule zum gemeinsamen Kanutraining. Bei gemeinsamen Ausflügen würden die neuen Fertigkeiten angewendet und verbessert, so Neifer. Dabei stehe nicht nur das Erlernen von sportartspezifischen Techniken im Vordergrund. „Vielmehr geht es darum, sich gegenseitig zu unterstützen und Verantwortung für andere zu übernehmen“, schreibt Neifer. Zur offiziellen Unterschrift trafen sich Gesamtschulleiterin Antje Stuke und Andreas Neifer am Ort des Geschehens, nämlich im Schwimmbad. Vor Ort hätten sie sich bei einer Vorführung von den außergewöhnlichen Lernfortschritten der Schüler überzeugen können. Die Eickhofschule ist eine Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung des Kreises Herford.

2015: Erlebnispädagogik in der Eickhofschule Jugendliche fahren zum Wildwasserpaddeln nach Südfrankreich

Schweicheln-Bermbeck. Einmal das Klassenzimmer gegen ein Kajak und die Schulbänke gegen die Strömungen der Ardèche eintauschen – für einige Schüler der Eickhofschule wird dieser Traum schon bald Realität. Pünktlich zum Ende der Osterferien geht es für sie zum Wildwasserpaddeln nach Südfrankreich. Das Prinzip der Erlebnispädagogik macht es möglich – und lässt die Schüler nicht nur echte Abenteuer, sondern auch eine Entwicklung der Persönlichkeit erfahren.
Die Boote sind verladen, die Paddel poliert, die Neoprenanzüge aus dem Kleiderschrank gesucht. Die Eickhofschüler sind startklar für ihren Trip nach Südfrankreich, der am letzten Feriensonntag startet. Lange haben sie für ihren Ausflug trainiert, „vier Mal sogar an bewegten Stellen auf der Lippe“, sagt Lehrer Bernhard Bunte, der mit seinen Förderschülern sonst im schuleigenen Schwimmbad übt. Es sind nicht nur sportliche Grundlagen, die dort vermittelt werden. Zwar ist das Beherrschen von Eskimo-Rolle und „Freestyle“, von Paddel und Boot zwingende Voraussetzung für die Fahrt auf der Ardèche. Im Mittelpunkt des Projekts stehen aber andere Fertigkeiten. „Die Schüler lernen hier Dinge, die nicht alle Schüler ihres Alters können. Das steigert das Selbstvertrauen“, sagt Pädagoge Ingo Greger. Die Folgen seien kaum zu übersehen: „Viele Schüler kommen mit Lerndefiziten hierher, können diese aber oft schnell aufholen, wenn sie erst einmal den Glauben an sich gewonnen haben “Konzept fördert soziale Kompetenz. Ein Konzept, das auch in der sozialen Kompetenz der Jugendlichen Früchte trägt. Wenn etwa ein Schüler mit seinem Kajak kentert, sind sofort ein paar Mitschüler zur Stelle, um zu helfen. „Dementsprechend besteht auch unsere Reisegruppe aus erfahrenen Paddlern und Neulingen“, sagt Bunte. „So können die Stärkeren den Schwächeren unterstützend zur Seite stehen.
“Den Nachhaltigkeitseffekt gebe es dabei inklusive“, ergänzt Ingo Greger. Schüler, die an anderen Schulen wegen verschiedener Fehltritte gescheitert seien, würden so wieder Vertrauen in Menschen aufbauen.
„Die schlimmste Verfehlung ist dann irgendwann höchstens noch das Rauchen auf dem Schulhof“, ergänzt Greger.
Die Schüler selbst können ihren Trip kaum erwarten. „Gemeinsam Hindernisse zu überwinden und voran zu kommen ist ein tolles Gefühl“, begründet etwa Toni. Mitschüler Ilyas ergänzt: „Eine bessere Motivation gibt es gar nicht.“.
Nächsten Sonntag geht es los. Die Reisegruppe besteht aus insgesamt sechs Schülern, einem Referendar, einem Schulsozialarbeiter und Lehrer Bernhard Bunte.

Bunte fährt schon einige Tage vorher nach Südfrankreich, um die Umgebung zu begutachten und Zelte für die Schüler aufzubauen. Der Rest der Gruppe startet am letzten Sonntag der Osterferien.
Die neun Boote, die mit auf die Tour genommen werden, gehören zum Teil dem schuleigenen Paddelverein, zum Teil der Schule selbst. Nach acht Tagen geht es für die Schüler wieder zurück in die Heimat. Neben dem Wildwasserpaddeln gibt es an der Eickhofschule auch Segel-, Kletter- und Bergsteiger-Angebote.

aus der NW im Februar 2015 VON FELIX EISELE

2009: Paddeln fürs Vertrauen

Wie Schüler der Eickhof-Schule lernen, mit Problemen fertig zu werden                                          

Könner dürfen die Bootsrutsche beim HKK nutzen. Macht dann auch ein wenig Spass.

Kreis Herford. Nein, rückwärts will Kevin nicht rutschen. „Ich bin doch nicht lebensmüde“, sagt er. Steigt in seinen Kajak und rattert die Schräge hinunter ins kalte Wasser der Werre. Für Ömer ist die Rückwärtsrutsche kein Problem. Beide Jungen sind Schüler der Eickhof-Schule, der Förderschule des Kreises für soziale und emotionale Entwicklung. Die Kajakfahrt auf der Werre in Herford ist Teil ihres Unterrichts.
Früher nannte man solche Kinder „schwer erziehbar“. Heute weiß man, dass ihnen vor allem eines fehlt: Vertrauen – in sich und in andere. Ihnen zu zeigen, wie sich das anfühlt, Vertrauen haben zu können und vertrauen zu können, will ihnen Ingo Greger zeigen. Er ist seit vielen Jahren Lehrer an der Eickhof-Schule. „Diese Kinder sind geprägt von jahrelangen Misserfolgserlebissen“, sagt er. 
Immer wieder scheiterten sie an den kleinen und großen Dingen des Lebens, immer wieder wurde ihnen bedeutet, dass sie nichts können. „Sehen sie sich Justin an“, sagt Greger, „er hat einen Intelligenzquotienten von 130.“ Justin, ein farbiger Junge, steht mit seinem Kajak auf der Rutsche und lacht. Das Wasser tropft ihm von seinem Neoprenanzug. „Manchmal denke ich, dieser Junge müsste doch in eine andere Klasse“, sagt Greger. Aber Justins Mutter meint, der Jungen müsse noch mehr lernen. 
Der Lehrer weiß, dass sie recht hat. Drei Jahre haben die Schüler Kajak-, Kletter- und Segelunterricht. Dazwischen sind nur wenige klassische Schulstunden. Nach den drei Jahren kommen sie in eine normale Klasse, die im Stoff viel weiter ist als sie – und holen das Fehlende oft innerhalb weniger Monate auf. „Sie haben in den drei Jahren gelernt, sich Aufgaben zu stellen, Probleme zu lösen und anderen zu helfen, aber auch, sich helfen zu lassen“, sagt Greger. 
Dabei gehen Kinder und Lehrer oft einen harten Weg. Habib ist sauer. Klassenkameraden sind ihm zu nahe gekommen, er wusste sich nicht recht zu wehren. Habib will nicht mehr Kajak fahren. „Dann musst du eben zu Fuß nach Schweicheln gehen“, sagt Greger in aller Ruhe. Der Junge protestiert, seine Mitschüler rufen ihn. 
Irgendwann setzt er sich in sein Boot und gleitet mit ihm in die Werre. Habib weiß, dass Greger Ernst gemacht hätte. Habib wäre mit seinem Boot auf der Schulter bis Schweicheln gelaufen, darauf kann er bei seinem Lehrer verlassen. Aber auch darauf: „Herr Greger, helfen Sie mir?

aus der NW vom 24.04.2009                            VON THOMAS DOHNA